Es scheint, als hätten wir alle diesen einen besonderen Tag im Leben. Diesen Tag, an dem die Weichen neu gestellt werden – ob wir wollen oder nicht.
Es ist wohl so, dass jeder von uns bereits mindestens einmal einen solchen Tag bewusst erlebt hat, der eine Art Übertritt bedeutete.
Einen Übertritt in etwas, das man weder geplant, noch unbedingt zum Ziel gehabt hat, aber vor dem man plötzlich nicht mehr zurückweichen konnte, dem man entgegen gehen musste, weil stehenbleiben oder umkehren auch keine Option waren. Plötzlich erschafft die Unabdingbarkeit den Mut, der bisher gefehlt hat. Plötzlich lässt der Schmerz einen zusammenbrechen, wo man bisher noch dagegenhalten konnte. Und auch wenn Zusammenbrechen direkt an Ort und Stelle geschieht, so bringt es einen in diesem Augenblick doch auf merkwürdige Art und Weise voran.
An diesem Tag verändert sich alles, und am meisten verändern wir uns selbst.
Oft realisiert man erst Tage, Wochen oder Jahre später, dass dieser Moment das Leben in zwei Hälften geteilt hat und die persönliche Zeitrechnung ganz automatisch zwei neue Reiter bekommen hat, in die sie Begebenheiten und Erfahrungen einzusortieren hat. Diese Reiter zur Sortierung der Lebenszeit heißen „davor“ und „seitdem“…
Dieser Tag war ungeplant lebensverändernd, begann aber eigentlich wenig spektakulär und so wie jeder andere. Er präsentiert sich rückwirkend gleichermaßen unfreundlich und liebenswürdig, je nach dem momentanen Gefühlszustand und Wissensstand, in dem man auf ihn blickt.
Scheinbar machte er uns anders, aber eigentlich machte er uns nur mehr zu dem, wer wir eigentlich sind. Er war der Beginn einer Reise zu sich selbst, zu einem authentischeren Leben, zurück zum Ursprung. Ein Anfang, den man gar nicht machen wollte, ein Weg, den man gar nicht gehen wollte, aber den man trotz aller Strapazen immer wieder einschlagen würde.